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Erzähle mir von deinem Gott!

Editorial

Erzählen ist eine entspannte Art des Sprechens. Keine Vorlesung, keine Predigt und kein
Grußwort, sondern einfach etwas erzählen. Etwas Lustiges erzählen, etwas Erlebtes oder Ge-
hörtes, das kann jede und jeder. Die Frage ist eher, ob jemand zuhört.
Aber von Gott zu erzählen, das ist schwer. Wie kann man von jemandem erzählen, den man
nicht sieht und kennt? Da helfen philosophische Erwägungen, Metaphern oder bestimmte
Lebenserfahrungen.
So gehen die Autorinnen und Autoren dieses PRISMA-Heftes auf unterschiedliche Art das
Thema an. Möge das Heft ein Beitrag sein zu einer Kirche als „Erzählgemeinschaft von Gott“
(Klaus Hemmerle, Fastenhirtenbrief 1994), denn bei allen Kirchensorgen kommt es darauf
an, die Botschaft Jesu nicht nur zu verwalten, sondern sie zu bezeugen.
Dies ist das erste Heft, nach dem Wechsel des Herausgebers. Pfarrer Dr. Stefan Ulz aus Graz
hat nach drei Jahren diese Aufgabe schweren Herzen wieder abgeben müssen, weil er stark
in der Pastoral gefordert ist. Danke, Stefan Ulz, für die theologische Expertise, den geistli-
chen Tiefgang und das beharrliche Bemühen, die Lehre von der Dreifaltigkeit in das Leben
der Kirche hinein zu spielen.
Kurz zu meiner Person: Ich bin 60 Jahre alt, Priester des Bistums Münster und seit 2015 als
leitender Pfarrer in Bocholt tätig. Seit Studienzeiten gehöre ich zur Fokolar-Bewegung, wo
ich die Gemeinschaft der Priester leite.
Als nicht promovierter Theologe habe ich Respekt vor dieser neuen Aufgabe. Da hilft mir das
Thema dieses Heftes. Es ermutigt mich, von pastoralen Erfahrungen und Situationen zu er-
zählen. So hatte ich zu Beginn meiner Priestertätigkeit die Sorge, ob mir wohl über Jahre hin-
weg gute Worte einfallen, sei es für die Predigt oder für Gespräche. Würde nicht irgendwann
der geistliche Wortschatz aufgebraucht sein? Kann man ein Leben lang von Gott erzählen?
Nun erlebe ich häufig in seelsorglichen Gesprächen, dass ich mehr schweige als rede. Aktives
Zuhören führt in vielen Situationen dazu, dass Leute von ihrem Glauben erzählen. Dann fällt
mir manchmal ein Wort dazu ein, sei es aus der Schrift oder aus der Lebenserfahrung. Zwar
erscheinen mir die Worte immer ungenügend, aber es gibt vielfach dankbare Rückmeldun-
gen, aus denen erkennbar wird, dass die Menschen vom Geheimnis berührt sind und daraus
Kraft schöpfen.
Von Gott erzählen ist also durchaus keine Einbahnstraße, sondern es geschieht in gegenseiti-
gem Austausch der Gedanken, Erlebnisse und Gefühle. Das Wort Gottes hat sich längst in un-
ser Leben eingespielt. An uns ist es, dafür offen zu sein und ihm Gehör zu schenken.
Auch in der Predigtvorbereitung ist das Wichtigste nicht die Formulierung einer geschliffe-
nen Rede, sondern das vorgängige Hören auf Gottes Wort. Bei der Lektüre der sonntäglichen
Bibeltexte frage ich mich immer: Was will Gott mir jetzt sagen? Wenn ich dem auf die Spur
komme, kann die Predigt von Gott so erzählen, dass es lebensnah ist.
Zuletzt muss ich im Namen der Herausgeberkonferenz um Ihr Verständnis für eine Preiser-
höhung des Jahresabonnements um 2 Euro bitten. Leider ist dies aufgrund der gestiegenen
Papierpreise unumgänglich. Wir bemühen uns darum, dass das PRISMA auch in Zukunft sei-
nen Preis wert ist.
Matthias Hembrock

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