Neue Perspektiven priesterlichen Handelns
Editorial
von Matthias Hembrock
Neue Perspektiven priesterlichen Handelns
Wir tun es wieder: Vier Jahre nach dem prisma-Heft „Priester im Wandel“, das sehr große Beachtung fand, rücken wir, die prisma -Herausgeberkonferenz, erneut die Gestalt des Priesters in den Mittelpunkt des Interesses. Gibt es neue theologische Erkenntnisse darüber, wer der Priester ist? Das nicht, wohl aber gibt es relevante Entwicklungen in der Katholischen Kirche: Zum einen den weltweiten synodalen Prozess, zum anderen den sich beschleunigenden Schrumpfungsprozess der Kirche nördlich der Alpen (bzw. mittendrin).
Zwei Mitglieder der Herausgeberkonferenz, Matthias Hembrock und Stefan Ulz, haben im April 2024 am römischen Treffen der Pfarrer für die Synode teilgenommen. In einem gemeinsamen Artikel schildern sie das starke Erlebnis und benennen umwälzende Wirkungen. Der synodale Prozess ist von Papst Franziskus kraftvoll in Gang gesetzt worden. Bernd Aretz stellt in der Meditation Impulse des verstorbenen Pontifex zu einer Seelsorge mit „Herz für die Armen“ vor.
Drei Theologen steuern wissenschaftliche Erkenntnisse bei: Der Exeget Tobias Häner präsentiert drei biblische Gestalten, die für jeweils ein Merkmal priesterlichen Handelns stehen: Jitro – der Seelsorger; Mirjam – die Prophetin; Barnabas – der Missionar. Bernd Hillebrand betont, dass die Gestalt des Priesters heute weniger durch amtstheologische Aspekte als vielmehr durch seine authentische Persönlichkeit geprägt wird und Roman Siebenrock beschreibt, wie John Henry Newman vor allem den persönlichen Glauben und die Nachfolge als konstitutiv für den Priester ansieht.
Schließlich kommen sechs priesterliche Menschen zu Wort: vier Christen, die das Taufpriestertum leben und zwei ordinierte Priester. Jannis und Carolin Hillenbrand beschreiben, wie sie in Köln den Glauben gemeinsam leben und jungen Menschen spirituelle Angebote zugänglich machen. Jörg Bahrke aus Magdeburg, der früher einmal leitender Pfarrer war, erlebt sich nun in der neuen Rolle des geistlichen Moderators und benennt deutlich die Unterschiede der beiden Rollen. Klaus Hofstetter, der auch gerne Clown geworden wäre, erfrischt mit Anekdoten aus der Berufungspastoral in München, die aber alles andere als oberflächlich sind. Maria Schwake lässt sich als Großmutter auf ihre Enkel ein und taucht ein in deren Welt. Die Leseprobe aus dem Buch der Krankenhausseelsorgerin Irmgard Miller bietet im Erzählstil Beispiele von menschlicher Nähe in der Seelsorge, durch die Räume für das wunderbare Wirken Gottes entstehen.
Es lohnt sich, dieses prisma ganz zu lesen. Dann findet man rote Fäden, die sich durch alle Artikel hindurchziehen und es entsteht ein attraktives Bild des Priesters. Wir meinen, dass es priesterliche Gestalten braucht, und arbeiten bewusst positive Aspekte des Priesterberufes heraus. Dabei beschränken wir uns nicht auf die Figur des katholischen Priesters, sondern stellen ebenso Laien vor, die in ihrem Umfeld priesterlich handeln, die ein attraktives Christentum durch ihr Leben bezeugen. So ist ein Heft entstanden, dass den Fokus eng einstellt und dadurch der Leserin und dem Leser neue Erkenntnisse und Perspektiven bietet.