Prof. Siebenrock: „In den letzten Monaten habe ich erfahren, wie meine nüchterne aber selbstverständliche Kirchlichkeit zutiefst angefragt worden ist. Sollte sie nur noch darin bestehen, mich für diese Kirche zu schämen und daraus Kirchlichkeit als fundamentaler Protest leben? Verständlich, doch: Warum denke ich auch nicht einen Augenblick daran auszutreten?
An diesem Abend möchte ich mein Ringen aus der wörtlichen Interpretation des ignatianischen Mottos mit Ihnen teilen: Fühlen mit der Kirche, nicht sie bloß verteidigen, oder anklagen. Mit der Kirche bedeutet: Hinsehen – nicht verdrängen: Simon Petrus, Fels und Verräter, aber einer der weinen und umkehren kann; den Schatz des Evangeliums immer nur schattenhaft aber vielleicht doch getreu bezeugen zu können (LG 8); sich sehnen nach Vollendung, deshalb kann keine glaubende Person, den status quo der Kirche einfach hinnehmen; und in all diesem Wirrwarr jene Erfahrung zu berühren suchen, die im Epheserbrief uns verheißen bleibt: Die Treue Christi zu seiner Braut und deshalb auch zu mir. Dabei haben mich besonders begleitet: Karl Rahner, Henry de Lubac, H.U.v. Balthasar, Oscar Romero, Joseph Bernhart, natürlich John Henry Newman und – last but not least – Elisabeth Gössmann.“