Theologie
Da menschliches Reden über Gott im Ereignis der Gottesrede gründet, ist das hörende Herz auf Gottes Wort von grundlegender Bedeutung für die Aufgabe der Theologie, erweist sich das Leben aus dem Wort als grundlegender Lebensvollzug des Theologen.
Der Religionsphilosoph Klaus Hemmerle, dem sich in der Schule seines Lehrers Bernhard Welte die pietas des Denkens erschlossen hatte, war überzeugt, dass jegliches fassende, besitzergreifende Denken dem Gegenstand der Theologie nicht gemäß ist und ihn deshalb verfehlt. Um sich dem Heiligen als Gegenstand der Theologie zu nahen, braucht es ein lassendes, d. h. „empfangendes Denken“, das sich dem göttlichen Geheimnis dreifaltigen Lebens öffnet, um von ihm her Mensch und Welt in ihrer Eigenwirklichkeit in den Blick zu nehmen.
Für Hemmerle wurde die Begegnung mit Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolar-Bewegung, in den 50er Jahren zu einem einschneidenden Ereignis. Chiara Lubich war im Jahr 1949 während einer Zeit der Erholung in den Bergen eine grundstürzende Gotteserfahrung geschenkt worden, die ihr Leben und das ihrer Gefährtinnen und Gefährten von Grund auf erneuerte. Es war Klaus Hemmerle, der sie Jahrzehnte später, schon Bischof von Aachen, davon überzeugte, dass ihre lichtvolle Erfahrung Theologie und Wissenschaften wertvolle neue Impulse geben könne. Die von Chiara Lubich zusammen mit Klaus Hemmerle gegründete, interdisziplinär arbeitende „Scuola Abbà“ widmet sich dieser Aufgabe, die verschiedenen Lebenswelten unserer zeitgenössischen (postsäkularen) Kultur im Lichte des Charismas einer umfassenden relecture zu unterziehen. So sieht sich das Klaus-Hemmerle-Forum auch und in besonderer Weise in die Pflicht genommen, das reiche Erbe von Bischof Klaus Hemmerle mit Gesellschaft und Kirche ins Gespräch zu bringen. Gerade in den Aporien und Abgründen der Gegenwart gilt es, die Wirklichkeit des Gekreuzigt-Auferstandenen zu bezeugen und in Gemeinschaft mit ihm das Leben österlich „zu erscheitern“ (Hemmerle).